„Patchwork-Familien“ oder auch „Zweitfamilien“ sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Doch oftmals tun sich die beteiligten Kinder schwer, den neuen Lebenspartner eines Elternteils anzuerkennen. Dies ist auch völlig normal. Kinder wünschen sich, teilweise auch unbewusst, dass Mutter und Vater zusammen mit ihnen selbst eine glückliche Familie ergeben. Wird diese Familie nun durch eine Trennung zerstört, hat es das Kind ohnehin schon schwer, da es von nun an zumeist einen Elternteil nur noch selten zu Gesicht bekommt. Und dann kommt auch noch ein Dritter ins Spiel.
Der neue Partner sollte langsam in die Familie „eingearbeitet“ werden.
Deshalb sollte beispielsweise das erste Aufeinandertreffen vom Kind und dem neuen Partner optimalerweise auf „neutralem Boden“ stattfinden. Dort fühlt sich das Kind nämlich nicht bedrängt und ihr Partner kann nach ein bis zwei Stunden auch wieder gehen. Ein kurzes erstes Kennenlernen genügt völlig. Sie müssen ihre neue Bekanntschaft auch nicht zwangsläufig als neuen Liebespartner vorstellen. Es reicht, wenn sie in diesem Falle von einem Freund sprechen.
Jedes Kind reagiert unterschiedlich.
Manchmal wird der oder die „Neue“ schnell angenommen. Doch in den meisten Fällen klappt dies bei weitem nicht so reibungslos. Das wichtigste ist immer die ehrliche Kommunikation miteinander. Ihr Kind sollte von Ihnen erfahren, dass ein Erwachsener auch nur mit einem erwachsenen Lebenspartner wirklich glücklich wird, da nur dieser spezielle Bedürfnisse befriedigen kann. Das ist bei weitem nicht so einfach, wie es klingt.
Oftmals kommt es sogar zu Situationen, in denen Ihr Kind akut gegen die Partnerschaft mit ihrem „Neuen“ vorgeht. Beispielsweise stört es Sie ununterbrochen in romantischen Momenten auf der Couch, unterbricht Sie in Gesprächen oder ignoriert Sie und ihren Partner. Hier ist ein Tadeln oder Schimpfen allerdings nicht angebracht. Dieses Verhalten resultiert nämlich aus der Angst und Eifersucht des Kindes, von nun an nur an zweiter Stelle zu stehen. Sie müssen ihrem Kind verdeutlichen, dass diese Angst absolut unbegründet ist. Dies unterstreichen sie zum Beispiel, wenn Sie Ihr Kind in Anwesenheit des neuen Partners loben oder sagen, wie lieb sie es haben.
Was stört ihr Kind am neuen Partner?
Wichtig ist in diesem Fall, dass auch geklärt wird, woher die Missgunst Ihres Kindes in Bezug auf den Partner kommt. Versuchen sie, in einem Gespräch unter vier Augen herauszufinden, was Ihrem Kind am neuen Partner nicht passt. Mit Äußerungen wie: „Ich mag ihn halt einfach nicht“, sollten Sie sich nicht zufrieden geben. Fragen Sie genauer nach, welche Eigenschaften Ihrem Kind nicht gefallen könnten.
Liegt es wirklich an Ihrem neuen Partner oder ist eventuell das andere Elternteil Schuld, indem er/sie Druck ausübt… Verdeutlichen Sie außerdem, was Sie an Ihrem neuen Partner so schätzen und was auch Ihr Kind beeindrucken und erfreuen könnte. (z.B. „Der geht auch genauso gerne Angeln wie du… warum fahren wir nicht mal alle gemeinsam an den See?“). Sie sollten allerdings nicht krampfhaft oder mit Gewalt versuchen, Ihr Kind von Ihrem neuen Partner zu überzeugen. Vielmehr Sinn macht es, Ihr Kind dazu zu bringen, mit Ihrem neuen Partner über die Dinge zu Sprechen, die ihm Freude bereiten und welche es vielleicht mit dem leiblichen Vater besonders gern gemacht hat. Ihr neuer Partner kann den alten Elternteil zwar nicht komplett ersetzen, aber dennoch eine Bereicherung für die Familie sein.
Wie füge ich mich in eine neue Familie ein?
Wenn Sie selbst der oder die „Neue“ sind, müssen Sie genau das verdeutlichen. Machen Sie dem Kind klar, dass Sie unter keinen Umständen die Absicht haben, jemanden zu ersetzen, und dass Sie sich auf keinen Fall zwischen Kind und Eltern stellen wollen. Der Prozess der Anerkennung kann sich sehr lange hinziehen. In der Anfangsphase reagieren Kinder besonders kritisch. Sie sollten ihnen dann mit Interesse an ihren Angelegenheiten begegnen aber keinesfalls aufdringlich sein. Seien Sie freundlich und aufgeschlossen. Mit einem bereits anfänglich heuchlerischen, kumpelhaften Getue wie: „Na Sportsfreund, was machen wir heute?“ werden Sie vermutlich auf Abneigung stoßen. Sie sollten dem Kind die Chance geben, aus Eigeninitiative Kontakt zu Ihnen aufzunehmen.
Wenn es von Seiten des Kindes dann zu einem Annäherungsversuch kommen sollte, können Sie auch ruhig einmal von sich erzählen, zum Beispiel auch, wie es Ihnen in der schwierigen Situation geht oder auch davon, wie Sie selbst eine ähnliche Situation durchgemacht haben. Wenn sich die Haltung des Kindes Ihnen gegenüber nicht verbessert, gar noch verschlechtert, sollten Sie Ruhe bewahren. Wenn Sie durch Äußerungen wie: „Du bist dermaßen ungezogen…“, beleidigend werden, kommen Sie kein Stück weiter. Wenn Sie in einen Konflikt geraten, geben Sie ehrlich zu, was Sie ärgert, beunruhigt oder traurig macht. Wenn sich Ihr Verhältnis dennoch nicht ändert, können bzw. sollten Sie einen Kinder- oder Familientherapeuten aufsuchen. Bevor Sie zu diesen Maßnahmen greifen, hilft allerdings auch oftmals ein Gespräch mit dem Partner oder einer anderen Vertrauensperson. Man kann zusammen überlegen, wie man die Probleme gemeinsam angeht.