Double-Bind – die Doppelbindung – bezeichnet eine Theorie über Kommunikation in Beziehungen. Beim Double-Bind drückt sich jemand doppeldeutig aus, etwa wenn die Worte des Ehemanns „Alles in Ordnung“ in krassem Widerspruch zu seiner wütenden Mimik stehen. Diese paradoxe Art, miteinander zu reden, kann zur Beziehungsfalle werden. Wir erklären, wie Sie nicht in die Falle tappen.
Double-Bind 1: Geh und hab einen schönen Abend!
„Gut, dann geh zu Deiner Kollegin. Viel Spaß und einen schönen Abend!“ – geschrieben erscheint dieser Satz zumindest höflich. Wenn er jedoch in einem aggressiven Ton mit wütender Mimik aus dem Partner herausbricht, wird die Botschaft doppeldeutig.
In jeder Beziehung gibt es ab und an Auseinandersetzungen, etwa über Alltagsprobleme. Nun kann es sein, dass ein Partner die Sache ausdiskutieren will, der andere aber dem schwierigen Beziehungsgespräch lieber aus dem Weg gehen möchte. Entkommen will er mit dem Hinweis auf ein Treffen mit einem Kollegen. So kann es zu dem beschrieben Widerspruch kommen.
Double-Bind 2: Bleib oder fühle Dich schuldig!
Die unterschwellige, nonverbale Botschaft lautet dabei: Ich finde es falsch von Dir, aus unserem Streit so einfach auszusteigen. Eigentlich will ich die Sache gerne klären. Deswegen bin ich sauer und will Dir Deinen Abend mit meiner Anklage schon vorher vermiesen.
Wenn Sie so angesprochen werden, stecken Sie in einer Zwickmühle. Sie haben nämlich zwei unterschiedliche Botschaften erhalten: Die verbale Aufforderung, zu gehen und die nonverbale Bitte, zu bleiben. Gehen Sie, werden Sie sich möglicherweise schuldig fühlen und Ihr Partner ist sauer. Bleiben Sie aber, müssen Sie sich dem Streit stellen und Ihr Partner ist wahrscheinlich gleichermaßen sauer, weil Sie dem Gespräch eigentlich aus dem Weg gehen wollten.
Sie befinden sich also in einem Dilemma, einer Beziehungsfalle. Eigentlich können Sie nur falsch reagieren. Wie lösen Sie die Situation dennoch auf – ohne Ihren Partner vor den Kopf zu stoßen und ohne sich selbst zu überfordern?
Die Suppenfalle
Betrachten Sie ein einfacheres Beispiel: Ihre Partnerin hat eine Suppe gekocht, diese aber versalzen. Sie sollen trotzdem sagen, ob sie Ihnen schmeckt. Wenn es Ihnen recht egal ist und Sie die Suppe ganz passabel finden, können Sie das einfach sagen. Finden Sie sie aber wenig schmackhaft, wollen Ihre Partnerin aber gleichzeitig nicht verletzen, dann können Sie bei eindeutigen Antworten nur falsch liegen.
Geben Sie zu, dass die Suppe schrecklich ist, verärgern Sie Ihre Partnerin. Erklären Sie, dass die Suppe sehr gut war, lügen Sie. Versuchen Sie also, einen Mittelweg einzuschlagen und sagen Sie: „Mir schmeckt die Suppe, noch einmal möchte ich sie aber nicht essen.“
Double-Bind? Lassen Sie sich nicht verwirren!
eDarling-Psychologin Dr. Wiebke Neberich erklärt: „Als Adressat der widersprüchlichen Botschaft sollten Sie versuchen, die Zwickmühle aufzulösen. Tappen Sie also nicht bereitwillig hinein und heucheln um des lieben Friedens willen, dass Ihnen die Suppe sehr gemundet hat. Stattdessen ist es wichtig, dass Sie sich nicht verwirren und verunsichern lassen. Durchschlagen Sie den gordischen Knoten, indem Sie beide Botschaften des Double-Bind annehmen und kommentieren.“
Ihre Frau wünscht sich, wieder öfter überraschend Blumen von Ihnen zu bekommen? Dann weisen Sie sie darauf hin, dass es keine Überraschung mehr wäre, wenn Sie erst auf Ihre Aufforderung hin handeln. Erklären Sie aber gleichzeitig, dass Sie sie lieben und überraschen Sie sie bei passender Gelegenheit wirklich – vielleicht mit einem Frühstück im Bett oder einem spontanen Kurzurlaub.
Reden übers Reden
Wenn Sie häufig mit widersprüchlichen Botschaften konfrontiert werden, sollten Sie in jedem Fall mit Ihrem Partner darüber sprechen. Denn auf Dauer schadet ein solch paradoxes Kommunikationsverhalten Ihrer Beziehung. Sprechen Sie daher über die Gründe für dieses Verhalten und arbeiten Sie gemeinsam an Ihrer Kommunikation.