Der Trend zu Patchwork-Familien steigt in Deutschland kontinuierlich. Erfahren Sie, wie dieser Trend entstanden ist und welche Hintergründe eine Rolle spielen.
Patchwork: Was ist das eigentlich?
Als Patchwork-Familien bezeichnet man Familien, die aufgrund von Trennungen oder Scheidungen vom klassischen Vater-Mutter-Kind-Ideal abweichen. „Patchwork- Familie“ bedeutet allerdings nicht, dass die Paare zwangsläufig verheiratet sind. Auch gleichgeschlechtliche Beziehungen, in denen ein oder beide Partner Kinder aus einer vorherigen Beziehung mit in die Partnerschaft bringt bzw. bringen, sind keine Seltenheit mehr.
Auch wenn die Bezeichnung Patchwork-Familie relativ neu ist, gibt es dieses Modell bereits seit Jahrhunderten. Die Unterschiede sind, dass sich sowohl die Entstehungsformen als auch die gesellschaftliche Toleranz ihr gegenüber immer mehr wandeln. Vor 100 Jahren z. B. war eine Patchwork-Familie nur akzeptabel, wenn ein Ehepartner verstorben war.
Noch immer vermitteln besonders die Medien den Eindruck, dass das Vater-Mutter-Kind-Ideal das einzig anzustrebende ist. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Patchwork-Familien in Deutschland jedoch immer weiter an. Das statistische Bundesamt ermittelte im Jahr 2007 bereits 1,6 Millionen alleinerziehende Eltern ohne Trauschein. Das sind 40 Prozent mehr als im Jahr 1996.
Patchwork-Familien werden Trend
Heutzutage gibt es viele Familien, deren Mitglieder bunt zusammengewürfelt sind. Für die Kinder bedeutet dies, dass neben der Mutter und dem Vater noch eine weitere, zunächst fremde Person in das Familiengeschehen mit eingebunden wird. Das Deutsche Institut für Scheidungen, Trennungen und Neuanfang ermittelte in der„5 Länder Scheidung-Vergleichsstudie 2009“, dass in Deutschland jährlich ca. 190.000 Ehen geschieden werden, wobei zu 60 Prozent Frauen und zu 40 Prozent Männer die Scheidung beantragen.
Viele alleinerziehende Mütter und Väter müssen lernen, mit ihrer schwierigen Situation umzugehen. Aufgrund der wenigen Zeit, die sie für sich selbst finden, haben sie es oft nicht leicht, neue Partner kennenzulernen. Nicht selten finden Single-Eltern schließlich doch einen neuen Partner, mit dem sie sich eine glückliche und langfristige Beziehung vorstellen können. Wenn sie selbst und eventuell auch der Partner Kinder mit in die neue Beziehung bringen, ist eine neue Patchwork-Familie geboren.
Es stimmt, dass sich die persönlichen Werte verschiedener Generationen wandeln und es vielleicht auch deswegen immer mehr Patchwork-Familien gibt. Väter und Mütter halten heutzutage nicht zwanghaft an einem gesellschaftlichen Ideal fest, wenn es ihre eigenen Bedürfnisse untergräbt. Das Vater-Mutter-Kind-Ideal ist vorrangig auf die Sozialisation und Gewöhnung zurückzuführen und nicht sachlich begründet. Eine Scheidung ist oft die bessere Lösung für alle Beteiligten und heißt für ein Kind nicht automatisch einen Elternteil zu verlieren. Ein neuer Partner kann, wenn richtig integriert, ein wertvoller Teil der Familie werden.
Fünf Schritte zu gemeinsamen Lösungen
Wenn auch Ihre Familie in die Kategorie „Patchwork“ zu zählen ist, möchten wir Ihnen einige Tipps geben, wie Sie Ihr neues Zusammenleben erfolgreich gestalten:
Leben Sie nicht in der Vergangenheit
Damit Sie sich auf eine neue Beziehung einlassen können und diese auch funktionieren kann, müssen Sie sich emotional von Ihrer alten Beziehung lösen. Gönnen Sie sich einige Zeit der Trauer oder des Zorns und lassen Sie diese Emotionen zu. Es ist wichtig, dass Sie nach dieser Zeit versuchen, ein neutrales Verhältnis zu Ihrem Ex-Partner aufzubauen.
Denken Sie realistisch
Am Anfang einer neuen Beziehung neigen die meisten Menschen dazu, nur die positiven Seiten des neuen Partners zu sehen. Kommen die ersten Probleme auf, sind viele überfordert und beenden die Partnerschaft frühzeitig. Eine Patchwork-Familie kann an zu hohen Ansprüchen scheitern. Planen Sie deshalb Krisen mit ein und lernen Sie, diese gemeinsam zu bewältigen.
Integrieren Sie Ihre Kinder mit viel Verständnis
Nach der Trennung von Ihrem Partner haben Sie vielleicht einige Zeit mit Ihren Kindern alleine gelebt. Achten Sie darauf, dass gemeinsame Rituale und ein geschütztes Umfeld weiterhin bestehen bleiben. Gemeinsame Unternehmungen geben Ihrem neuen Partner die Gelegenheit, behutsam auf Ihre Kinder zuzugehen und diese kennenzulernen.
Sollten Sie irgendwann den Schritt wagen und eine gemeinsame Wohnung suchen, achten Sie darauf, dass jedes Familienmitglied in die Planung mit einbezogen wird. Gemeinsam sollten Sie einen Kompromiss finden. Es ist besonders wichtig, dass jedes Mitglied einer Patchwork-Familie seinen Platz hat. Besonders für Kinder ist es wichtig, dass sie ihren eigenen Bereich haben, ihr eigenes Spielzeug etc. und nicht alles mit ihren Stiefgeschwistern teilen müssen.
Wie sich ein neuer Partner richtig verhält
Die Erziehung und der generelle Umgang miteinander sorgen in Patchwork-Familien oft für Streitigkeiten. Wenn z. B. der eine zu viel erlaubt und der andere zu wenig, ist eine schlechte Stimmung unter allen vorprogrammiert. Finden Sie eine gemeinsame Linie in der Erziehung der Kinder und im Umgang miteinander und schaffen Sie gemeinsame Rituale, ohne die alten aufzugeben. Für Stiefmütter ist es besonders wichtig, dass sie die leibliche Mutter akzeptieren um eine Chance auf die Zuneigung der Kinder zu bekommen. Dominante Stiefväter sollten lernen, sich etwas zurückzuhalten, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder bei der Erziehung der Kinder Einfluss zu nehmen.
Stehen Sie hinter Ihrer Familie
Das wichtigste ist, dass Sie nicht aufgeben und immer an Ihre Familie glauben. In keiner Familie auf dieser Welt herrscht immer Harmonie. Aber solange Sie hinter Ihrer Familie stehen und alle Familienmitglieder versuchen, an einem Strang zu ziehen, werden Sie ein harmonisches Familiengefüge schaffen können.
Denken Sie an eine Patchworkdecke: Sie besteht aus vielen einzelnen und unterschiedlichen Teilen und ist genau aus diesem Grund so interessant, vielseitig und besonders.