Eine glückliche Beziehung zu führen – das wünscht sich jedes Paar. Zuneigung, Vertrauen und Respekt sind wichtige Grundpfeiler einer Partnerschaft. Doch wie können Rollenmuster die Beziehung zwischen den Partnern beeinflussen?
„Schatz, ich bin zuhause!“
Die Rollenmuster von Mann und Frau haben sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Schon lange haben wir uns gedanklich von den klaren Rollenbildern entfernt, welche die alte Ordnung vorschrieb:
Der Mann hat lange und anstrengende Arbeitstage und sorgt für die finanzielle Unterstützung der Familie. Wenn er nach Hause kommt, erwartet er ein köstliches Abendessen, das seine Frau ihm mit Liebe zubereitet hat.
Mit den Worten „Schatz, ich bin zuhause!“ nimmt ihm seine rücksichtsvolle Frau schon Tasche und Mantel ab und bereitet ihm den Weg in einen angenehmen Feierabend. Ihrem Mann das Leben so angenehm wie möglich zu machen, ist neben Kinderbetreuung und Haushalt eine Hauptaufgabe der treuen und liebevollen Frau in der Partnerschaft.
Wie haben sich die Rollenmuster verändert?
Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Heutzutage ist es fast eine Selbstverständlichkeit, dass die Frau nicht nur Partnerin ist, sondern auch einen Arbeitsalltag bewältigt. So natürlich wie früher Kochen, Putzen und Wickeln war, ist heute eine Frau, die einen Job hat und mit beiden Beinen im Leben steht. Das alte Rollenmuster der liebevollen, treuen und zärtlichen Frau wurde ergänzt durch die Attribute stark, ehrgeizig und unabhängig.
Sie hat nun bewussten Einfluss auf ihren Mann. Fernab vom alten Rollenmuster soll er heute einfühlsam und rücksichtsvoll sein – bereit, Emotionen zu zeigen und Aufgaben zu übernehmen, für die traditionell eher eine Frau zuständig ist. Trotzdem soll er auch intelligent und maskulin sein. Der moderne Mann von heute: weder Waschlappen noch Pascha.
Rollenmuster in Zeiten der Internet-Partnersuche
Was die Partnersuche angeht, ergreifen Frauen gern die Initiative. Beim Flirten hält sie die Fäden in der Hand und zeigt mit ihrer Körpersprache ihr Interesse. Der Mann folgt ihren nonverbalen Signalen und denkt, er sei es, der den ersten Schritt getan hätte.
Vor allem in Zeiten der Internet-Partnersuche werden die starren Rollenmuster mit Leichtigkeit aufgebrochen. Die Frau nimmt auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens die Zügel gern selbst in die Hand und wagt den ersten Schritt. Viele Geschichten von glücklichen Paaren, die online die Liebe ihres Lebens fanden, fangen so an: „Nachdem sie mich angelächelt hat, schrieb ich ihr eine Nachricht.“
Aber was wollen die Partner wirklich?
Laut einer repräsentativen Umfrage des GfK-Marktforschungsinstituts in Nürnberg1 fühlen sich jedoch 37 Prozent der Befragten durch das Aufbrechen der traditionellen Rollenmuster verunsichert. So würden 47 Prozent der männlichen und 36 Prozent der weiblichen Teilnehmer befürworten, dass das traditionelle Rollenmuster der Hausfrau und Mutter wieder an Bedeutung gewinnt.
Doch hat die Rolle der Mutter und Hausfrau für Frauen je an Bedeutung abgenommen? Die meisten Frauen richten noch heute gerne ihre Lebensplanung auf die Geburt und Fürsorge ihrer Kinder aus. Das Rollenmuster der Frau als liebevolle Mutter ging nicht verloren, es hat sich nur erweitert und verändert. Auch Väter möchten heutzutage gerne zusehen, wie ihre Kinder die ersten Schritte tun und größer werden.
Neue Rollenmuster: Frauen stoßen an körperliche und psychische Grenzen
„Die Emanzipation ermöglichte den Frauen die freie Wahl zwischen traditioneller Rolle und beruflicher Eigenständigkeit. Beide Bereiche miteinander zu vereinbaren, d.h. für die finanzielle Absicherung der Familie zu sorgen und sich gleichzeitig aktiv um sie zu kümmern, lässt viele Frauen an ihre körperlichen und psychischen Grenzen stoßen. Eine Aufteilung dieser Aufgabenbereiche zwischen den Partnern ist daher sehr sinnvoll“, erläutert die eDarling-Psychologin Dr. Wiebke Neberich.
Zur konkreten Ausgestaltung rät sie weiter, „dass sich der eine Partner um das Einkommen und der andere hauptsächlich um den Familienalltag kümmert. Das ist eine beliebte Aufteilung, wenn die Kinder noch sehr klein sind und permanente Betreuung benötigen. Wenn sie älter und selbständiger werden, werden die zwei Aufgabenbereiche bevorzugt von beiden Eltern übernommen und untereinander aufgeteilt.“
Blumen schenken – ein überholtes Rollenmuster?
Die Rollenmuster von Frau und Mann scheinen sich immer weiter anzugleichen. Beide wünschen sich einen Partner, der verständnisvoll und einfühlsam ist; bei dem sie „sie selbst“ sein können und mit all ihren kleinen Ecken und Kanten angenommen und geliebt werden.
Und genau darum sollte es auch in der Partnerschaft gehen. Dass die Beziehung den Partnern Raum für die individuelle Entfaltung ihrer Wünsche gibt. Dass beide respektvoll miteinander sowie mit ihren Vorstellungen und Anliegen umgehen. Dass sie bereit sind, ihr Leben und ihre Zukunft gemeinsam zu planen und auch Kompromisse einzugehen.
Das Verhalten der Partner zueinander sollte nicht durch Rollenmuster bestimmt sein, sondern durch die Situation. Auch wenn Frauen keinen Mann wollen, der zu sehr dem alten Rollenmuster folgt, sind sie dennoch glücklich, wenn er ihnen die Tür aufhält und Blumen schenkt.
Ebenso ist es bei den Männern, die keine Frau wollen, welche sich nur dem Haushalt verschrieben hat, sich aber trotzdem über ein liebevoll zubereitetes Essen freuen.
Welches Rollenmuster ist das richtige?
Egal, nach welchen Rollenmustern Ihre Beziehung funktioniert – wichtig ist, dass Sie sich für diese Muster freiwillig entscheiden. Lösen Sie sich von überkommenen Vorstellungen Ihrer Herkunftsfamilie, ohne den unbedingten Zwang zu verspüren, alles anders machen zu müssen.
Beziehungsforscherin Dr. Neberich meint dazu: „Klar definierte Rollen geben Sicherheit. Jeder weiß dadurch genau, was seine Aufgabe ist und was von ihm erwartet wird. Dabei ist es entscheidend für die Zufriedenheit in der Beziehung, dass es sich um selbstdefinierte Rollen handelt, die auch wirklich von den Partnern übernommen werden möchten.“
Ob Kochen oder Finanzen: Hinterfragen Sie ab und an Ihr Verhalten, probieren Sie etwas Neues aus und tun Sie Ihrem Partner damit einen Gefallen. Dadurch zeigen Sie, dass Sie ihn wirklich lieben und daran wird Ihre Beziehung bestimmt wachsen. Probieren Sie es aus!
Quellen:
1Eine repräsentative Umfrage des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“, durchgeführt vom GfK-Marktforschunginstitut in Nürnberg bei 2.084 Personen ab 14 Jahren.