Mobbing ist ein Phänomen, welches eher im Zusammenhang mit Gruppen und vor allem aus dem Arbeitsleben bekannt sein dürfte. Doch Mobbing kann auch innerhalb einer partnerschaftlichen Beziehung stattfinden. Wir erläutern Ihnen fünf Symptome, die darauf hindeuten können, dass Sie von Ihrem Partner gemobbt werden.
Woran erkennen Sie Mobbing in der Partnerschaft?
Natürlich ist nicht jede verbale Auseinandersetzung gleich Mobbing. Grundsätzlich können Sie hier Streit, Kritik und Mobbing voneinander unterscheiden.
Streit gehört zu jeder guten Beziehung und zeichnet sich dadurch aus, dass Sie mit Ihrem Partner Probleme ansprechen und sich anschließend wieder versöhnen.
Im Gegensatz dazu hat Mobbing etwas „Unversöhnliches“ – Ihr Partner verfolgt nicht die Absicht zu einer Lösung zu kommen, sondern versucht, Sie in erster Linie zu verletzen. Es liegt auch in der Natur der Kritik, dass sie verletzend sein kann. Wer bekommt schon gerne seine eigenen Fehler und Schwächen vor Augen geführt?
Dennoch versucht Ihr Partner Sie lediglich auf Ihre Fehler hinzuweisen, in der Hoffnung, dass Sie diese beheben. Im Falle von Mobbing, würde Ihr Partner Sie für Sachen kritisieren, die Sie unmöglich ändern können („Deine Eltern waren schon immer Spießer!“) oder bei denen eine Kritik unangebracht ist („So soll ich mich mit Dir in der Öffentlichkeit zeigen?“).
Fünf Symptome für Mobbing in der Partnerschaft
• Unversöhnlichkeit
Wie eingangs bereits erwähnt, ist Streit ein fester Bestandteil einer funktionierenden Beziehung. Der Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer erklärte in einem Interview mit dem Schweizer Radio DRS1¹, dass es ein Zeichen für Mobbing in der Beziehung sein kann, dass Sie und Ihr Partner nicht in der Lage sind einen Streit innerhalb von 24 Stunden beizulegen.
Dazu benutzt Ihr Partner „ausbleibende Zärtlichkeiten“ oder sogar Kränkungen als Druckmittel, um Sie zum Nachgeben zu bewegen und selbst Recht zu behalten. Auch vom Partner ignoriert zu werden, ist nicht nur verletzend für Sie, sondern auch ein eindeutiges Merkmal von Mobbing.
• Fehlendes Einfühlungsvermögen und mangelnde Gesprächsbereitschaft
Eine Beziehung erfordert von beiden Seiten einen gewissen Grad an Einfühlungsvermögen. Wenn Ihr Partner nicht bereit ist, sich mit Ihren Problemen und Sorgen auseinander zu setzen, Sie nicht ernst nimmt oder sich Ihrem Bedürfnis nach einem klärenden Gespräch verweigert, kann das durchaus als Mobbing aufgefasst werden.
• Entwertung Ihrer Person
Der Vers „Was sich neckt, das liebt sich!“ kann vor diesem Hintergrund einen ganz faden Beigeschmack bekommen. Sollte Ihr Partner dazu neigen, sich abfällig über Sie zu äußern, insbesondere gegenüber Dritten und unter Umständen sogar in Ihrem Beisein, ist das eindeutig der Versuch, Sie vor anderen schlecht zu machen und Ihnen damit weh zu tun. In dieser Situation sind Mobbingpartner umso verletzender, je mehr Sie selbst auf Bestätigung angewiesen sind.
• Überempfindlichkeit
Dass Sie von Ihrem Partner gemobbt werden, können Sie aber nicht nur daran erkennen, dass Ihr Partner Sie beleidigt oder ignoriert. Ebenso kann Ihr Partner übertrieben gereizt oder sensibel reagieren, wenn Sie Ihm einen Wunsch oder eine Bitte ausschlagen. Oft heißt es dann sofort: „Du liebst mich gar nicht!“ oder Ihnen wird zum wiederholten Male etwas vorgeworfen, was bereits „in grauer Vorzeit“ liegt.
• Der Partner als Feind
Mobbing-Symptome lassen sich nicht nur bei Ihrem Partner feststellen. Es ist durchaus sinnvoll, wenn Sie auch auf Ihr Bauchgefühl vertrauen. Wenn Streitereien bei Ihnen fast immer das Gefühl auslösen, nicht geliebt, respektiert oder wahrgenommen zu werden und Sie bereits beginnen, Ihren Partner als Feind zu empfinden, befinden Sie sich ganz offensichtlich in einer Mobbingsituation.
Opfer- und Täterrolle beim Mobbing
Anders als im beruflichen Umfeld, gibt es beim Mobbing in der Partnerschaft in den meisten Fällen keine eindeutige Rollenverteilung. Laut dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer¹, befinden sich beide Partner in einer Art „Mobbing-Spirale“, in der sie abwechselnd sowohl Opfer- als auch Täter sind. Dabei sei es typisch, dass beide Partner sich als das Opfer empfinden, das sich lediglich gegen die Angriffe des anderen verteidigt. Das wirkliche Opfer ist letzten Endes derjenige, der nicht mehr bereit ist alles hinzunehmen und ebenso wenig bereit ist sich zu trennen.
¹Podcast, Interview SR DRS mit Wolfgang Schmidbauer: http://www.podcast.de/episode/674705/Wenn_die_Liebe_zur_H%C3%B6lle_wird%3A_Mobbing_in_der_Partnerschaft (09.03.2011).