Vertrauen enttäuscht: Auswege aus der Frustration

Miese Stimmung nachdem er Ihr Vertrauen enttäuscht hat.

Sicherlich ist es Ihnen auch schon passiert, dass Ihr Partner oder andere Menschen Ihr Vertrauen enttäuscht oder sogar missbraucht haben. Das kann vom Brechen eines kleinen Versprechens über die Veruntreuung des gemeinsamen Kontos bis hin zum Seitensprung oder einer heimlichen Affäre gehen. Wir erklären Ihnen, was es mit dem Vertrauen auf sich hat und zeigen Ihnen Möglichkeiten, wie Sie sich in einer solchen Situation am besten verhalten.

Wieso Sie anderen Menschen vertrauen

Der Soziologe Niklas Luhmann1 ging davon aus, dass Vertrauen ein „Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität“ ist. Das bedeutet, dass die Welt in allen Einzelheiten so schwierig für jeden Einzelnen zu begreifen wäre, sodass Sie schlichtweg erwarten müssen, dass alles seinen richtigen Gang nimmt.

Ohne Vertrauen würden Sie vor Angst wie gelähmt im Bett liegen bleiben. Sie leisten also eine „riskante Vorleistung“, wie Luhmann es nennt und gehen davon aus, dass andere Menschen nach gemeinsamen moralischen Vorstellungen handeln – ohne Ihr Vertrauen zu enttäuschen.

Woher kommt das Vertrauen?

Wie schnell Sie anderen Menschen vertrauen, ist vor allem davon abhängig, wie viel Selbstvertrauen Sie in sich selbst und Ihre Fähigkeiten besitzen und ob Sie schon öfter negative Erfahrungen gemacht haben.

So vertrauen Kleinkinder beispielsweise solange uneingeschränkt anderen Personen, bis sie schlechte Erfahrungen gesammelt haben. Dieses Lernverhalten prägt das „Vertrauen“ bis ins hohe Alter. Wurden Sie als Kind nur selten bestätigt oder zu oft in Ihrem Vertrauen enttäuscht, kann es sein, dass Sie deshalb heute anderen Menschen nur schwer vertrauen können.

Der Vertrauensbruch

Während sich im Berufsleben ein Vertrauensbruch schnell durch einen „Personalwechsel“ regulieren lässt, wiegt eine solche Enttäuschung im privaten Umfeld doch erheblich schwerer. Eine Affäre oder ein Seitensprung sind für den Partner nicht selten so verletzend, dass ein solcher Fehltritt oft das Ende der Beziehung bedeutet. Sollten Sie jedoch verheiratet sein oder gemeinsame Kinder haben, ist eine Trennung nicht unbedingt der favorisierte Weg.

Vertrauen enttäuscht: Und nun?

Sollte Ihr Vertrauen enttäuscht oder missbraucht worden sein, stellt sich nun für Sie die Frage, wie Sie darauf reagieren sollen. Nach einem Modell der Leuphana Universität Lüneburg2 ist hierbei vor allem wichtig, welches Ausmaß der Vertrauensbruch hat. Über das gebrochene Versprechen des Kindes, pünktlich zu Hause zu sein, können Sie sicher leichter hinweg schauen, als bei einem Seitensprung des Partners.

Behalten Sie einen kühlen Kopf

Obwohl es sich in den meisten Fällen um emotional-geladene Situationen handelt, sollten Sie keine vorschnellen Urteile fällen. Viele Fehler passieren unabsichtlich, weshalb es sich lohnt, die eigentlichen Absichten des anderen zu hinterfragen. Idealerweise betreiben Sie gemeinsam Ursachenforschung und lassen sich vom Gegenüber verständlich machen, wie es zum Vertrauensbruch kommen konnte.

Verzeihen Sie für den eigenen Seelenfrieden

Der amerikanische Bestseller-Autor Stephen R. Covey3 rät: „Verzeihen Sie dem anderen!“ Jemanden zu verzeihen, bedeutet für Sie nicht, Ihm automatisch wieder zu vertrauen. Machen Sie sich jedoch frei von Rachegefühlen, Wut, Vorwürfen und anderem emotionalen Ballast.

Lassen Sie sich Zeit

Eine schwere Enttäuschung muss verarbeitet werden. Lassen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Keinesfalls sollte Ihr Partner Sie drängen, wenn er oder sie der Meinung ist, alles wäre wieder in Ordnung. Sie allein bestimmen den Zeitpunkt für den nächsten Schritt und ob Sie in der Lage sind, Ihrem Gegenüber überhaupt wieder zu vertrauen.

Vertrauen enttäuscht: Chance zum Neuanfang

In seinem Buch „Vertrauen – Wo man es aufbaut. Wie man es nutzt. Wie man es verspielt“4, sieht der Autor Matthias Nöllke einen schweren Vertrauensbruch auch als Chance für einen Neuanfang.

Nach einer gemeinsamen Ursachenforschung sollten Sie mit ihrem Partner Veränderungen in der Beziehung vereinbaren, damit nicht erneut Ihr Vertrauen enttäuscht wird. Dies ist vor allem wichtig für die Glaubwürdigkeit Ihres Partners. Mit der Bereitschaft etwas zu ändern, signalisiert Ihr Partner klar, dass er seinen Fehler eingesehen hat und gewillt ist, an einer weiteren gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.

Quellen:

1Luhmann, Niklas: Vertrauen: ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität, Stuttgart 2005.

2Modell des Vertrauensbruchs, Leuphana Universität Lüneburg: http://perso.uni-lueneburg.de/index.php?id=146

3Covey, Stepen R.: Schnelligkeit durch Vertrauen. Die unterschätzte ökonomische Macht., Offenbach 2006.

4Nöllke, Matthias: Vertrauen – Wie man es aufbaut. Wie man es nutzt. Wie man es verspielt, München 2009.

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