Im Überschwang der Verliebtheit ist es ganz natürlich, dass uns Freude und Hochgefühl für die kleinen oder größeren Marotten des Partners unempfindlich machen. Dauert die Beziehung jedoch länger, stellt sich mancher die Frage: Kann ich meinem Partner dies oder jenes abgewöhnen? Ist es möglich, den Partner zu ändern?
Der perfekte Partner
Der Versuch, den Partner ändern zu wollen, ist ein heikles Thema. Niemand ist gern bereit, gewohnte Verhaltensweisen aufzugeben, wenn er dazu aufgefordert wird.
Besonders Frauen wird nachgesagt, dass Sie ihren Freund erziehen wollen. Aber gerade in einer Beziehung will jeder so akzeptiert werden, wie er ist.
Abfinden oder Ändern?
Faulenzen auf der Couch, offene Zahnpastatuben oder die komische, karierte Hose – müssen Sie sich damit abfinden, dass Ihr Partner eben so ist?
Wichtig ist, dass Sie sich zunächst einmal selbst darüber im Klaren sind, was Sie stört. In einem zweiten Schritt sollten Sie überlegen, ob es für Ihre Beziehung wirklich wichtig ist. Wenn Ihnen Eigenheiten des Partners ernste Probleme bereiten, sollten Sie nicht zögern, dies auch anzusprechen. Schließlich ist niemandem geholfen, wenn Sie Ihr Unbehagen für sich behalten und dem Partner im Stillen grollen.
Sicher gibt es aber auch kleine Macken, die kein ernsthaftes Problem darstellen. Und bedenken Sie: Ihrem Partner geht es vielleicht ähnlich. Nehmen Sie so lange Rücksicht, bis Sie sich sicher sind, dass hier etwas getan werden muss, um den Beziehungsfrieden zu erhalten.
Den Partner erziehen
Es sollte nicht darum gehen, dass Frauen ihre Männer erziehen oder umgekehrt. Wer glaubt, den Partner komplett umgestalten zu können, sollte sich lieber fragen, warum er sich für diesen Partner entschieden hat.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem Vorhaben, den Partner zu mehr Sport zu motivieren oder ihm das Rauchen abzugewöhnen und dem Versuch, eine durchgreifende Änderung seines Charakters herbeizuführen. Letzteres kann und wird nicht gelingen. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Ihr Partner keine Wachsfigur ist und die Arbeit an der gemeinsamen Beziehung nur dann fruchtbar sein wird, wenn eine stabile Basis an Eigenschaften vorhanden ist, die Sie aneinander schätzen.
Wie Sie Ihren Partner „manipulieren“
Kleinere Verhaltensänderungen lassen sich aber schon bewirken. Allerdings kommt es auf Ihr Vorgehen an. Mit Nörgeln und Meckern kommen Sie nicht weit. Wer bekommt schon gern auf schonungslose Weise vorgehalten, was er alles falsch macht? Seien Sie subtiler. Statt loszuplatzen, wie sauer Sie sind, dass schon wieder dreckiges Geschirr auf dem Küchentisch steht, sagen Sie, dass Sie deswegen nun keine Zeit haben, gemeinsam etwas Schönes zu unternehmen.
Wenn Sie mit Ihrem Partner über etwas sprechen möchten, das Sie stört, vermeiden Sie Schuldzuweisungen. Bringen Sie stattdessen Verständnis für den Partner auf. Weisen Sie ihn im gleichen Atemzug auf Ihre Lage hin. So erreichen Sie, dass eine Veränderung im Handeln nicht als Befehl aufgefasst wird.
Es ist wesentlich zielführender, wenn Ihr Partner einsieht, warum er sein Verhalten ändern soll. Ist es für ihn nachvollziehbar und bekommt er das Gefühl, Ihnen damit einen Wunsch oder eine Bitte zu erfüllen, wird er sich viel eher danach richten.
Partner ändern mit Belohnungen
Wenn Sie sich jetzt an Ihren Biologieunterricht und den Pawlowschen Reflex erinnert fühlen, liegen Sie gar nicht mal so falsch. Aber um gleich Missverständnissen vorzubeugen, es gibt schon noch einen großen Unterschied zwischen Ihrem Partner und dem Hund, dessen Verhalten der russische Mediziner und Physiologe Pawlow manipulierte.
Im Gegensatz zu Pawlows klassischer Konditionierung, können Sie sich die Erkenntnisse der Lernpsychologie im Bereich der operanten Konditionierung zu Nutze machen. Das heißt für Sie, wenn der seltene Fall eintritt, dass Ihr Partner entgegen seiner gewohnten Marotte die Zahnpastatube zuschraubt: loben Sie ihn!
Nehmen Sie es nicht als selbstverständlich hin, dass er das nun einmal geschafft hat. Zeigen Sie ihm vielmehr, dass Sie sich darüber freuen. Für eine dauerhafte Änderung ist es sehr nützlich, wenn Sie ihn über eine längere Zeit zu diesem Verhalten durch „Belohnungen“ motivieren.
„Aus der Lernpsychologie wissen wir, dass es zielführender ist, erwünschte Dinge zu „belohnen“ bzw. zu loben als unerwünschte zu „bestrafen“ bzw. zu tadeln“, erklärt die Diplom-Psychologin und Beziehungsexpertin Wiebke Neberich.
Den Partner dauerhaft ändern
Um die erfreuliche Handlung dauerhaft zu verstärken, empfiehlt die Psychologin, „ das erwünschte Verhalten nicht regelmäßig und nicht vorhersehbar zu bekräftigen. Die unregelmäßige Verstärkung ist nämlich am löschungsresistentesten.“ Würdigen Sie Positives also nicht immer, sondern nur in unregelmäßigen Abständen. Wenn Ihr Partner merkt, dass er Ihnen wirklich eine Freude bereitet, funktioniert es am besten. So wird sich das erwünschte Verhalten langfristig einstellen.
Versuchen Sie aber vor allem die positiven Eigenschaften Ihres Partners nicht aus den Augen zu verlieren. So werden Sie vielleicht auch auf herumliegende Socken gelassener reagieren. Wichtig ist, dass Sie bei dem Gedanken „typisch mein Mann“ bzw. „typisch meine Frau“ nicht nur die Socken oder das Zuspätkommen, sondern auch deren liebevolle Eigenschaften im Auge haben. Dann können Sie vielleicht gerade wegen der schlechten Angewohnheiten auch ab und zu darüber schmunzeln.