„Paare im Konflikt – die Paartherapie“ – Vera Matt ist Paartherapeutin aus Überzeugung und Leidenschaft. Im Interview verrät sie, was eine gute Paartherapie ausmacht und wie sich eine solche gestaltet.
Frau Matt, könnten Sie sich und Ihre Praxis kurz vorstellen?
Natürlich. Zu mir: Ich bin 1969 in Reutlingen geboren. Paartherapie hat mich schon zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit fasziniert. Ich war zunächst für die Elternarbeit verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher verantwortlich.
Meine Erfahrung damals war doppelt: Einerseits sah ich, wie sehr ein „schwieriges“ Kind eine Beziehung beeinflussen kann. Andererseits auch, welch stabilisierenden Einfluss eine gute Beziehung zwischen den Eltern für das Kind haben kann.
Ich erlernte Paartherapie, rein aus der Motivation heraus, bessere Elternarbeit leisten zu können. Das war der Beginn. Es folgten viele kleinere Weiterbildungen und die Faszination für die Paartherapie ist bis heute geblieben! Seit rund 15 Jahren bin ich als Paartherapeutin und Coach selbstständig.
Meine Praxis ist nicht mehr in Süddeutschland, sondern seit 2003 in Berlin. Zu meiner Praxis was zu sagen, ist schwierig. Die Begegnungen dort sind so vielfältig wie die Menschen, die zu mir kommen. Es ist sehr häufig der Fall, dass jemand mit einem Beziehungsthema als Einstieg zu mir kommt und später darauf ein Coaching in einem völlig anderen Bereich, beispielsweise eine Doktorarbeit, sich selbstständig machen usw., anschließen möchte. Hinter Liebeskummer liegt oft eine enorme Kraft, die gelebt werden will.
Unter welchen Umständen ist es ratsam, eine Paartherapie zu beginnen?
Wenn Sie nicht glücklich sind!
Wie hilft eine Paartherapie?
Paartherapie ist nach meinem Verständnis eher ein Coaching als eine klassische Therapie.
Häufig sieht derjenige, der Liebeskummer hat, den Wald vor lauter Bäumen nicht. Deshalb geht es fast immer um Klarheit, um was es in Wirklichkeit geht, was man will, braucht und welche Sehnsucht vernachlässigt ist. Dann kann man konkret Hilfestellung bieten.
Paartherapie ist eine Art Mischung aus Kunst und Wissenschaft. Einerseits gibt es einen ganz großen Werkzeugkasten an therapeutischen Interventionen, andererseits gibt es nichts wichtigeres, als der Mensch, der gerade vor einem sitzt.
Wie ist der Ablauf einer Paartherapie?
Jede Art Coaching oder Therapie beginnt bei mir mit einem Infogespräch. Das dauert 30 Minuten und kostet 20 Euro. Neben einem kurzen Überblick über das Thema und dem Klären aller anstehenden Fragen ist der Hauptgrund ein anderer: Es ist eine Gelegenheit nachzufühlen, ob Sie sich wohl fühlen bei mir, sich verstanden und gut aufgehoben fühlen sowie das Gefühl haben, dass ich „die Richtige“ bin. Erst dann wird ein Termin für eine Sitzung vereinbart.
Aus dem Infogespräch heraus ergibt sich meistens schon ein klarer Leitfaden über das weitere Vorgehen. Wie der Ablauf einer Paartherapie ist, kann ich gar nicht richtig gut beantworten, denn es ist von Paar zu Paar immer wieder neu und immer wieder anders. Zwischen den Sitzungen gibt es meistens „Hausaufgaben „, kleine Übungen, Beobachtungen und manchmal auch „Tricks“, die das Erreichen des vereinbarten Ziels beschleunigen.
Was mache ich, wenn mein Partner nicht mitkommen möchte?
Meine erste Frage ist häufig: Sind Sie freiwillig hier? Oder hat ihre Frau (oder ihr Mann) Sie an den Haaren her geschleppt? Wenn der Partner nicht mitkommen möchte, ist meine Meinung, dass man ihn nicht nötigen sollte.
Partnerschaft finden in der Interaktion der Menschen statt. Paartherapie ist ein bisschen so, als ob man ein durcheinandergeratenes Mobile ordnen möchte. Am effektivsten geht das, wenn man natürlich die Möglichkeit hat, an allen Teilen neu das Gleichgewicht herzustellen. Aber es geht auch anders! Manchmal sind sogar die Einzelgespräche sehr viel effektiver als die Anwesenheit eines Partners, der nicht wirklich freiwillig mitgekommen ist.
Wie lange dauerte eine Paartherapie?
Mein Bestreben ist es immer, dass so schnell wie irgendwie möglich so viel wie irgendwie möglich erreicht wird. Selten kommt ein Paar länger als drei bis vier Monate. Sehr häufig jedoch kommt es mit einem völlig anderen Thema als Liebeskummer wieder.
Die Abstände zwischen den Sitzungen werden Stück für Stück vergrößert; die Sitzung ist ja eigentlich eine „Laborsituation“, das Leben draußen muss funktionieren!
Woran erkenne ich die Qualitäten eines Therapeuten/einer Therapeutin?
Neben diversen Qualifikationen und Weiterbildungen ist vor allem das Menschliche sehr wichtig! Die Chemie muss stimmen. Was nutzt ein Ordner voller Diplome, wenn man den Therapeut nicht leiden kann?
Ich rate jedem, eine Art „Therapeuten-Casting“ durchzuführen, sich mehrere Paartherapeuten anzuschauen, Infogespräche zu vereinbaren. Erst wenn beide Partner sagen: „Bei der fühle ich mich wohl, verstanden, ernst genommen, gesehen und fühle mich auch schon nach dem Infogespräch besser“ ist die passende Paartherapeutin gefunden.
Wann sollte ich eine Therapie abbrechen?
Wenn in den Sitzungen über das Befinden des Therapeuten geredet wird, sein subjektiver Eindruck wichtiger ist als das, was Sie ihm zu sagen haben. Oder wenn Sie sich nicht verstanden fühlen. Oder wenn Sie ihn nicht mehr brauchen! Ein Therapeut sollte sich sowieso so schnell es irgendwie geht überflüssig machen! Es geht nicht darum, einen Fisch geschenkt zu bekommen, sondern das Angeln zu lernen.
Möchten Sie weitere Information über Vera Matt und ihre Arbeit erfahren, kontaktieren Sie sie unter [email protected] oder besuchen Sie Ihre Homepage paartherapeut-in.de.
Dieses Interview wurde schriftlich durchgeführt.
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