Gibt es irgendwo da draußen den Einen, den perfekten seelenverwandten Partner, der mich versteht, mich ergänzt und glücklich macht? Eine schwierige Frage, aber grundsätzlich gilt: ja, es gibt den passenden Partner für Sie, nur ist der Passende auch der Perfekte?
Sind sie der Meinung eine glückliche Beziehung nur führen zu können, wenn sie den Einen gefunden haben. Dann gehören Sie zur Gruppe der „Soulmate believers“ (dt.: Sie glauben an die Seelenverwandtschaft zweier Menschen). Viele Menschen träumen davon und zehren von der Hoffnung ihn irgendwann zu treffen.
Wem diese Vorstellung von perfekter Liebe zu realitätsfern erscheint, wird eher zur zweiten Gruppe tendieren, den „Work it outs“ (dt.: Sie glauben, in eine Beziehung muss man investieren). Im Gegensatz zu den Vertretern der Soulmate-Theory sind sie nicht der Ansicht, nur der eine und sonst keiner kann mich glücklich machen. Sie gehen vielmehr davon aus, dass es einen Pool potenzieller Partner für Sie gibt. Anstatt die ganze Energie in die Suche nach dem Einen zu stecken, investieren Sie Ihre Kraft in die Beziehung.
Soulmate
Die Studie1 „The State of our Unions“ (dt.: Der Zustand unserer Beziehungen) des Soziologen D. Popenoe von der Rutgers University und der Autorin B. D. Whitehead hat ergeben, dass vor allem jüngere Singles zwischen 20 und 29 Jahren von der Soulmate-Theory überzeugt sind. Ganze 88 Prozent der Befragten glaubten an die Existenz eines seelenverwandten Menschen.
Der Begriff Seelenverwandtschaft suggeriert eine Form der perfekten Harmonie. Dabei scheint es so, als müsste dafür nichts getan werden, weil mit dem Finden dieser Person das Glück zwangsläufig seinen Weg nimmt. In der Tat wechseln Menschen, die an den einen Soulmate glauben, häufiger den Partner. Denn, wenn es Probleme gibt, so kann dies nur daran liegen, dass er eben doch nicht der Richtige war.
Work it outs
Dagegen sind die Beziehungen unter Menschen, die an ein gemeinsames Wachsen der Partnerschaft glauben in der Regel länger. Kleinere Unstimmigkeiten nehmen sie eher in Kauf, wenn das Gesamtkonzept passt. Der größte Unterschied zu den „Soulmate believers“ besteht in der Überzeugung eine Beziehung verbessern zu können. Nur durch die anhaltende Bemühung um das gemeinsame Wohl festigt sich die Verbindung und wird immer besser.
Aber Vorsicht, den Partner verändern zu wollen ist ebenso ein häufiger Quell des Unglücks. Nicht selten zeigt es sich, dass eingefahrene Verhaltensweisen nicht ohne weiteres geändert werden können und die Bereitschaft dazu auch schnell an ihre Grenzen stößt.
Idealismus contra Realismus?
Doch was verspricht eher andauerndes Glück? Ist es wirklich von Schicksal vorherbestimmt, wer zu uns passt und brauchen wir diesen Menschen nur zu finden, um glücklich zu werden? Eine wunderschöne Vorstellung, aber was, wenn der Eine nicht gefunden wird? Wäre es da nicht erfolgsversprechender das Heft selbst in die Hand zu nehmen?
Reale Ideale
Wie so oft, vor allem in Beziehungsfragen, gibt es kein Schwarz oder Weiß. Schlussendlich muss jeder selbst wissen, welche Ansprüche er an den potenziellen Partner stellt. Denn mit einem Menschen zusammenzubleiben, der eigentlich gar nicht zu einem passt, ist genauso unbefriedigend wie das andauernde erfolglose Suchen nach dem Einen, der einfach nirgends zu finden ist.
Deshalb ist es entscheidend zu überlegen, was einem bei der Partnersuche wirklich wichtig ist. So können Sie unpassende Kandidaten aussortieren, ohne sich auf den einen Traumprinzen einschränken zu müssen. Alles Weitere kann nur die Zukunft zeigen. Entweder es offenbart sich, dass Sie ihn trotz der kleinen Differenzen lieben können und sich dabei wohl fühlen oder es hat eben nicht gepasst. Auch das ist kein Grund zu verzweifeln. Denn sicher finden Sie einen anderen, der besser mit Ihnen harmoniert.
Wenn Sie allerdings warten bis auch der kleinste Ihrer Wünsche von Ihrem zukünftigen Partner sofort erraten und erfüllt wird, riskieren Sie eine sehr lange Wartezeit, die im Zweifelsfall niemals endet.
Gerade wenn sich die erste stürmische Phase ihrer Beziehung dem Ende neigt, heißt das nicht in jedem Fall, dass Sie nicht den passenden Partner haben. Vielmehr ist es normal, dass irgendwann ein neuer Abschnitt beginnt, in dem sich Ihre Liebe bewähren und entwickeln kann.
Beziehungsforscherin Wiebke Neberich plädiert deshalb für eine Neudefinition der Seelenverwandtschaft. Nicht sofort, sondern erst im Laufe der Zeit offenbart sich der Soulmate. Denn sind es nicht schlussendlich die gemeinsamen Momente, die einen Partner erst zum Seelenverwandten machen?
Quellen:
1Popenoe, D., & Whitehead, B. D. (2001). The state of our unions: the social health of marriage in America, 2001. New Brunswick, N J: National Marriage Project at Rutgers University.