Er kann zärtlich sein oder wild, schmatzend oder feucht, und er gehört zu den schönsten Liebesbekundungen der Welt: der Kuss. Aber nicht nur unter Verliebten erfreut sich dieses Lippenbekenntnis großer Beliebtheit. Weltweit sind die verschiedensten Kussarten bekannt und können ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Deshalb haben wir ein kleines Kusslexikon zusammengestellt.
Begrüßungen im Kusslexikon: 1. Der Bruderkuss
Heute existieren in unseren Köpfen meist nur noch verstaubte Erinnerungen an ihn. Dabei gehörte der sozialistische Bruderkuss zu Zeiten der Sowjetunion zu den höchsten Ehrerbietungen unter Staatsmännern. Der Wangenkuss mit nachfolgendem festem Schmatzer auf den Mund sollte als öffentliche Begrüßungsgeste den brüderlichen Zusammenhalt der Ostblockstaaten symbolisieren.
Das Begrüßungsbussi
Eine der geläufigsten Kussarten ist das Begrüßungsbussi. Aber wie küsst man richtig? Erst rechts oder erst links? Wird geschmatzt oder gehaucht? Wer in der Bussi-Bussi-Gesellschaft nicht ins Fettnäpfchen treten will, muss gut vorbereitet sein. Generell gilt: Der Ort entscheidet über Art und Anzahl der Begrüßungsküsse. In Frankreich begrüßen sich Freunde mit zwei Küsschen – erst links, dann rechts. Anders hält man es allerdings in der französischen Hauptstadt: In Paris werden im Wechsel vier Küsse verteilt.
„Mancherorts sorgt der Begrüßungskuss für Irritationen.“
Auch innerhalb Deutschlands gibt es Unterschiede. Da das „Busserln“ von Südeuropa nur langsam zu uns rüberschwappt, ist es im Süden der Republik am weitesten verbreitet. Hier werden unter Bekannten in der Regel von links nach rechts zwei Küsschen an der Wange vorbeigehaucht. Weiter nördlich ist es häufig nur noch ein Bussi. In manchen Gegenden sorgen Begrüßungsküsse sogar noch für erhebliche Irritation. Hier wird stattdessen umarmt oder einfach nur die Hand geschüttelt
Ehrerbietung nach Kusslexikon: Der Handkuss
Schon seit dem Mittelalter in Europa verbreitet, ist der Handkuss im letzten Jahrhundert so gut wie ausgestorben. Ehemals zeigte ein Mann gegenüber einer Frau durch das Küssen ihres Handrückens, welches stets mit einer leichten Verbeugung einherging, seine Ehrerbietung und Wertschätzung. Nur bei verheirateten Damen oder Witwen durfte der Kuss jedoch tatsächlich vollführt werden. Bei ledigen Frauen dagegen wurde er nur angedeutet. Heute darf sich nur die Damenwelt des europäischen Hochadels im öffentlichen Rahmen noch über Handküsse freuen.
Der Eskimokuss
Der Eskimokuss, auch Nasen- oder Riechkuss genannt, zählt eigentlich gar nicht zu den Kussarten. Denn in Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine Geste. Meist wird er mit den Ureinwohnern der Arktis in Verbindung gebracht.
„Der Eskimokuss ist ein Zeichen des Vertrauens und der Liebe.“
Seinen Ursprung hat diese Kussart aber bei den Maori. Bei ihnen ist die Berührung der Nase mit der Stirn jedoch ein reines Begrüßungsritual. In Deutschland hingegen gilt diese Geste als Ausdruck des Vertrauens, der Zuneigung und der Verliebtheit.
Leidenschaft im Kusslexikon: Der Zungenkuss
Dieses Lippenbekenntnis gehört wohl zu den leidenschaftlichsten, erotischsten und intimsten Kussarten überhaupt. Woher der Zungenkuss kommt und seit wann er praktiziert wird, ist nicht hinlänglich zurückzuverfolgen. Wissenschaftler sind sich allerdings einig, dass er entgegen seiner englischen Bezeichnung „French Kiss“ nicht aus Frankreich stammt. Diesen Namen hat diese Kussart vermutlich erhalten, weil Frankreich seit Jahrhunderten als das Land der Liebe und Romantik gilt. Was läge also näher, als die populärste Liebesbekundung Europas danach zu benennen?
In Deutschland ist der Zungenkuss in der Öffentlichkeit erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesellschaftlich anerkannt. Als sexuelle Handlung hatte er zuvor offiziell nur hinter den verschlossenen Türen des ehelichen Schlafzimmers etwas zu suchen.
„Der Kuss zählt zu den ältesten Gesten der Menschheit.“
Ein Kuss kann viele unterschiedliche Formen annehmen. In den meisten Fällen symbolisiert er Zuneigung, Wertschätzung und Respekt. Auf jeden Fall gehört er zu den ältesten Gesten der Menschheit und wird in der nonverbalen Kommunikation immer einen festen Stellenwert haben.