Monogam leben – warum wir in der Regel nur einen Partner haben

Monogam leben: Paar küsst sich im Sonnenuntergang

Monogamie ist in der heutigen, westlichen Welt das mit Abstand am weitesten verbreitete Beziehungsmodell. Die meisten Menschen gehen eine feste Bindung mit nur einem einzigen Partner ein und streben mit diesem eine dauerhafte Beziehung an. Wie kommt es aber, dass so viele sich für die sogenannte „Einehe“ entscheiden?

Tiere leben oft nur sozial monogam

Partnerschaften zwischen Menschen werden in den meisten Fällen monogam geführt. Das sieht im Tierreich ganz anders aus. Die treuesten Vertreter der Tiere sind mit Abstand die Vögel. Gut 90 Prozent aller Vogelarten praktizieren feste, teils lebenslange, Paarbeziehungen.1

Bei diesen Verbindungen muss allerdings zwischen sexueller und sozialer Monogamie unterschieden werden. Die meisten Vögel suchen sich im Laufe ihres Lebens verschiedene Sexualpartner, während sie trotzdem im Familienverbund mit einem festen Partner leben und mit diesem gemeinsam den Nachwuchs großziehen.

Bei Säugetieren dagegen sind es nur knapp drei Prozent der Arten, die sich nicht allein zu Fortpflanzungszwecken mit einem Partner verbinden. In der Gruppe der Primaten – jenen menschenähnlichen Säugetieren, zu denen auch der Mensch selbst gezählt wird – befinden sich immerhin etwa 15 Prozent, die sich auf einen einzigen Partner festlegen. Allerdings sind die meisten ihrem Partner auch hier nur auf sozialer, nicht aber auf sexueller Ebene treu.

Ursachen für monogames Leben bei Tieren

Warum aber leben einige Tiere überhaupt in monogamen Beziehungen? Bereits Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, stellte fest, dass Monogamie im Tierreich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Aufwand der Aufzucht der Jungen steht: Je mehr Zeit die Pflege des Nachwuchses in Anspruch nimmt, desto größer ist die Notwendigkeit der Hilfe des Vatertieres.

Eine weitere große Rolle spielt die Anzahl der Nachkommen: Je geringer die Menge der Jungen ist, die das Weibchen auf ein Mal zur Welt bringen kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Monogamie. Kann eine Tierart nur wenige Nachkommen zeugen, ist es umso wichtiger, dass diese von beiden Elternteilen gut beschützt werden, damit die Spezies erhalten bleibt.

Beim Menschen gibt es pro Schwangerschaft meist nur ein Kind und das beansprucht viele Jahre elterlicher Pflege. Aber auch hier erklärt Wolfgang Winkler2 vom Max-Planck-Institut für Verhaltensforschung die Monogamie mit dem Erziehungsaufwand.

Die Einehe als kulturelles Phänomen

Evolutionsforscher sind sich heute weitgehend einig, dass der Mensch ursprünglich nicht sexuell monogam gelebt hat. Allerdings wird davon ausgegangen, dass von Anbeginn der Menschheitsgeschichte Paare sozial monogame Beziehungen geführt haben.

Selbst in Kulturen, in denen Beziehungen mit mehreren Partnern durchaus gesellschaftliche Akzeptanz fanden, lebten Menschen hauptsächlich mit einem auserwählten Partner im Familienverband, während alle weiteren Beziehungen vorwiegend sexueller Natur waren.

Dass wir heute in der westlichen Welt auch sexuelle Monogamie anstreben, lässt sich vor allem mit den christlichen Wertvorstellungen unserer Gesellschaft begründen. „Du sollst nicht ehebrechen“, „Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib“ – das sechste und neunte der zehn Gebote Gottes prägten spätestens seit dem Mittelalter die Vorstellung, dass Treue in einer Beziehung gottgewollt sei. Noch heute ist diese Idee fester Bestandteil unseres Wertesystems.

Das Streben, monogam zu leben

Obwohl Monogamie biologisch betrachtet nicht in der Natur des Menschen liegt, geben 72 Prozent der Männer und 88 Prozent der Frauen3 an, dass ihnen Treue in einer Beziehung sehr wichtig ist. Und tatsächlich haben Wissenschaftler der neuseeländischen Universität von Otago in einer Studie4 herausgefunden, dass eine langfristige Beziehung mit einem festen Partner gut für die psychische Gesundheit ist. Wer sich in einer solchen Partnerschaft befinde, leide seltener an Depressionen und Angstzuständen.

Darüber hinaus wirkt sich die konsequente Bindung von Elternpaaren aneinander auch gut auf die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder aus. Der sogenannten „Bindungstheorie“ des Kinderpsychiaters John Bowlby zufolge5 kopieren Kinder das Bindungsverhalten ihrer Eltern. Kinder, die zuhause eine intensive emotionale Beziehung zwischen Mutter und Vater erleben, sind demnach im Erwachsenenalter eher in der Lage, eine beständige Bindung zu einem anderen Menschen aufzubauen.

Monogam zu leben, ist also durchaus sinnvoll, auch wenn es rein evolutionär nicht hinlänglich erklärbar ist. Und wenn man der Schauspielerin Julie Andrews glaubt, ist Treue in einer gesunden Beziehung auch kein Akt der Anstrengung. Sie ist der Meinung: „Wenn Treue Spaß macht, dann ist es Liebe!“

Quellen:

1U. Reichard / C. Boesch (Hg.): Monogamy: Mating Strategies and Partnerships in Birds, Humans and Other Mammals: Review. Cambridge University Press, 2003.

2Wickler, Wolfgang: Die Biologie der 10 Gebote. München, Piper, 1971.

3Das Neon Magazin befasste sich mit dem Thema, wie wichtig sexuelle Treue beim Partner ist. Hierzu befragte Mindline Media 1000 Personen in Deutschland zwischen 20 und 35 Jahren.

4Link zur Studie der Universität Otago: http://www.otago.ac.nz/news/news/otago006366.html

5Bowlby, John: Frühe Bindung und kindliche Entwicklung. Ernst Reinhardt Verlag, München 2001.

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